Zu viel Geld für die arme Welt?

Arena - Schweizer Fernsehen SRF

> Sehen Sie sich hier die Sendung ARENA im SRF an.

Darf man in armen Ländern Geschäfte machen? Dies war eine der Hauptfragen bei der Präsentation der neuen Strategie für die Entwicklungszusammenarbeit von Bundesrat Ignazio Cassis. Diese sieht unter anderem vor, enger mit der Privatwirtschaft zusammenzuarbeiten, um die Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz effizienter und zielgerichteter zu gestalten.

Unsere Antwort auf die Einstiegsfrage ist klar: Man muss sogar. Aber ist dies auch ethisch vertretbar? Die Antwort dazu liefert Volanirina Ramahery, Geschäftsführerin unserer NEXUS Madagascar Company (NEMACO), gleich selbst: “Ich habe während vielen Jahren für NGO’s gearbeitet. Wir haben in Madagaskar viel erreicht. Dennoch habe ich das Angebot von WECONNEX, als Geschäftsführerin eines profitorientierten aber sozial verantwortungsbewussten Unternehmens zu arbeiten, sofort angenommen. Nur unternehmerische Modelle können einen wirklich langfristigen Fokus in unsere Arbeit bringen und sich selbst erhalten. Dies ist sowohl für die lokale Bevölkerung aber auch für den Umweltschutz zentral.”

Ursprüngliche Definition von Unternehmertum wieder leben

Diese Aussage verkörpert den Ansatz von WECONNEX. Schon 1845 wurde Unternehmertum definiert als “verbindendes Element, welches die Güterproduktion aus den Elementen Kapital, Boden und Arbeit ermöglicht” (Jean Baptiste Say). Wenn man also ein Geschäftsmodell anwendet, das fair mit den sozialen Partnern umgeht, die natürlichen Ressourcen schont und dazu noch einen Gewinn erwirtschaftet, gibt es wenig Argumente, warum dies nicht auch in armen Ländern umgesetzt werden soll.

Wichtig scheint uns die Langfristigkeit. Wenn wir unser Handeln nicht auf kurzfristige Gewinne ausrichten, sondern langfristig etwas Beständiges schaffen wollen, wird man als Unternehmer automatisch zur Nachhaltigkeit gezwungen.

Als Gast in der Politsendung “ARENA” im Schweizer Fernsehen SRF konnte ich diesen Standpunkt ebenfalls erörtern – und er stiess auf breite Zustimmung, was uns sehr freut. Allerdings darf man keine Wunder erwarten. In der humanitären Hilfe scheint ein Engagement des Privatsektors auch in Zukunft nicht sinnvoll. Weiter sind die Herausforderungen für den Privatsektor in Entwicklungsmärkten vielseitig.

Herausforderungen gemeinsam meistern

Eine Zusammenarbeit des privaten mit dem öffentlichen Sektor hat das Potenzial, einige dieser Herausforderungen zu meistern. Während staatliche Organisationen über gute Netzwerke und viel Erfahrung in schwierigen Ländern verfügen, kann der Privatsektor mehr Risiken eingehen, effizientere Modelle implementieren und langfristiger planen. Finanziell dürfte sich eine verstärkte Zusammenarbeit ebenfalls lohnen, da beschränkte Mittel der staatlichen Institutionen mit geeigneten Modellen wie Impact Investments und Blended Finance skaliert werden können.

Die Frage stellt sich, wie der Staat mit den privaten Unternehmen zusammenarbeiten will. Die unternehmerische Kultur und Denkweise sind oft noch nicht sehr weit verbreitet, die Prozesse teils kompliziert und langwierig. Da gibt es noch einiges Verbesserungspotenzial.

Umgekehrt müssen auch einige Unternehmen ihre Strategie den lokalen Bedingungen in Entwicklungsmärkten anpassen. Finanzierungen müssen längerfristig und mit kleineren Margen ausgelegt werden. Die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern muss fair abgestimmt werden, um eine tatsächliche Wirkung erzielen zu können.

Kooperationen auf Augenhöhe  

Unternehmerische Modelle können eine neue, nachhaltige Perspektive in die Entwicklungszusammenarbeit bringen, die für alle Parteien Nutzen stiftet. Die Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Sektor birgt viel Potential. Es stellt sich aber die Frage einer effizienten Umsetzung auf Augenhöhe.

Es wird spannend zu sehen, wie die Vorlage des Bundesrates nun im Parlament weiter diskutiert wird.



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